Martin Plesse wird Nachfolger / Walsroder Bürgerliste will „Generationswechsel“ einleiten
Von Rolf Hillmann
Walsrode. Als fünf CDU-Ratsherren im Januar 2014 ihre Fraktion im Walsroder Stadtrat verließen, kam dies einer Palastrevolution gleich: Die CDU verlor die absolute Mehrheit, und fortan etablierten sich diese fünf Ratsmitglieder als „Walsroder Bürgerliste“ und bildeten die Keimzelle für eine politische Kraft, die mehr als zehn Jahre auf steigenden Zuspruch der Bürger setzen konnte. Sie trat bei der Kommunalwahl 2006 mit einer eigenen Liste an und holte aus dem Stand sechs Sitze. Fünf Jahre legte sie noch mal kräftig zu, von 17 auf 23 Prozent, und kam auf acht Sitze.
Und diese Erfolgsgeschichte sollte bei der Kommunalwahl vor sechs Wochen eigentlich fortgeschrieben werden. Die Walsroder Bürgerliste machte mächtig Dampf im Wahlkampf, hatte ein gutes Gefühl und rechnete nach eigenen Worten mit „25 Prozent plus x“. Doch daraus wurde nichts. Am Wahlabend gab es lange Gesichter. Die WBL fiel auf knapp 18 Prozent zurück und verlor zwei Sitze.
Nach eingehender Wahlanalyse und intensiven Aussprachen will die Bürgerliste noch vor der konstituierenden Ratssitzung am 1. November mit einer Verjüngungskur beginnen. Henning Schmale legt wie angekündigt nach zwölf Jahren den Fraktionsvorsitz nieder, nachdem er im März 2015 schon den Vorsitz des „Vereins“ Walsroder Bürgerliste abgegeben hatte. Damals übernahm Klaus Kunold (73) den Posten, der nach eigenen Worten auch für den Fraktionsvorsitz bereit gestanden hätte. Doch es kam anders. Martin Plesse (Katasteramtsmitarbeiter, 51) hatte sich ebenfalls offiziell für den Fraktionsvorsitz beworben – und wurde gewählt. Die Mehrheit in der sechsköpfigen Fraktion war für den sofortigen Generationswechsel. „Das akzeptiere ich, aber ich kann es nicht nachvollziehen“, zeigte sich Klaus Kunold enttäuscht.
Er hätte sich die Aufteilung des Fraktionsvorsitzes vorstellen können. Nichtsdestotrotz will er den neuen Fraktionsvorsitzenden „nach Kräften“ unterstützen. Und auch den Posten als Vorsitzender des Bürgerliste-Vereins will er bis zur nächsten Wahl beibehalten. „Aber ich habe bei meiner Wahl 2015 schon gesagt, dass ich es nur zwei Jahre machen werde. Also ist nächstes Jahr Schluss.“ Insgesamt steht Klaus Kunold der Neubesetzung des Fraktionsvorsitzes irritiert gegenüber. „Bislang gab es keinen, der nach vorne drängte. Ich hätte mir einen geordneteren Übergang gewünscht.“ Die „Ü70“-Kandidaten hätten schließlich rund 1500, rund ein Drittel, der Stimmen geholt.
Walsroder Zeitung / 26. Oktober 2016